Wandel im E-Commerce: Anpassung ist der Schlüssel

Der Onlinehandel hatte fraglos ruhigere und einfachere Jahre als dies für die letzten beiden Jahre der Fall war. Das Wachstum, an das wir uns seit einigen Jahren gewöhnt haben, ist weg. Es herrschen grosse Unsicherheiten, wie sich die nähere Zukunft entwickeln wird. Weiter verändern die neuen Möglichkeiten, die KI-Anwendungen bieten, die Arbeit von Onlinehändlern nachhaltig. Grund genug, um einen Blick zurück und nach vorne zu werfen. Was ist passiert und was bedeutet das für mich als Händler?

Die letzten beiden Jahre ist der E-Commerce-Markt kaum mehr gewachsen. Das heisst, Händler müssen sich stärker auf Effizienz und Kostenreduktion konzentrieren. Zudem gilt es, den Konkurrenten Marktanteile abzunehmen.

Gleichzeitig sehen wir eine grosse Dynamik bei asiatischen Händlern wie Temu oder Shein, mit teilweise beachtlichen Wachstumsraten. In dieser herausfordernden Zeit müssen Händler ihre Strategien anpassen:

• Anpassung an eine unbequeme Marktsituation: Händler stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und effizienter zu gestalten, da traditionelle Wachstumstreiber nicht mehr greifen.
• Wichtigkeit einer klaren Ausrichtung: In einem stagnierenden Markt ist es essenziell, sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren und Kosten zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
• Offenheit für neue Chancen: Die Erweiterung der Vertriebskanäle, beispielsweise durch den Verkauf über Onlinemarktplätze, kann neue Einnahmequellen erschliessen und die Marktposition stärken.
• Nutzen von Veränderungen bei Konkurrenten: Das Ausscheiden oder die Veränderung von Wettbewerbern bietet Chancen zur Übernahme von Marktanteilen.

Die Einkaufsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren verändert. Nach grossen Investitionen in Konsumgüter während Corona liegt der Fokus nun wieder auf Freizeit, Urlaub oder schlicht dem Sparen, da die Teuerung deutlich spürbar und die Unsicherheit in der Welt gefühlt stark gewachsen ist.

Die Veränderungen in den Einkaufsgewohnheiten der letzten Jahre, insbesondere der Wechsel von Konsumgüterkäufen hin zu Ausgaben für Urlaub und Sparmassnahmen aufgrund von Teuerung und globaler Unsicherheit, stellen Händler vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig ist unklar, wie die Entwicklung weitergeht. Und es ist gut denkbar, dass sich dieser Trend nun rasch wieder abschwächt oder gar umkehrt.

• Marktbeobachtung ist entscheidend: Händler müssen den Markt genau beobachten, um Veränderungen im Konsumentenverhalten schnell zu erkennen und darauf reagieren zu können. Diese genaue Marktbeobachtung ist unerlässlich, um Trends zu identifizieren und das eigene Angebot entsprechend anzupassen.
• Gezielte Beschaffung und Lagerbestände: Viele Händler haben während der Corona-Pandemie aufgrund von Beschaffungsschwierigkeiten ihre Lager überfüllt. Diese Waren sind nun aufgrund der veränderten Konsumentenpräferenzen schwerer zu verkaufen. Daher ist es wichtig, die Lagerbestände zu überprüfen und die Beschaffungsstrategie zu optimieren, um Überbestände und damit verbundene Kosten zu vermeiden.
• Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Der Markt wird sich weiterhin stark bewegen. Händler müssen flexibel bleiben und ein gutes Gespür für kommende Entwicklungen haben. Wer Trends frühzeitig erkennt und darauf reagiert, kann sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

Investoren werden zurückhaltend: Der Markt konsolidiert sich. Nicht zuletzt, weil die Geldgeber skeptisch sind für die nächsten Jahre. Steg.ch musste Insolvenz anmelden, die Signa Gruppe strauchelt gewaltig, Coop stellt Microspot ein. Das sind nur einige Beispiele.

• Beschleunigte Marktkonsolidierung: Die Marktkonsolidierung wird sich voraussichtlich in zwei Richtungen beschleunigen. Zum einen werden die grossen Akteure des Marktes noch grösser und stärker. Dies führt zu einer weiteren Zentralisierung der Marktmacht. Zum anderen eröffnen sich aber auch neue Chancen, insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen, die sich durch Agilität und spezialisierte Angebote differenzieren können.
• Fokus auf Rentabilität auch bei grossen Shops: Grosse Onlineshops, die bisher trotz Verlusten in der Hoffnung gewachsen sind, durch Skalierung erfolgreich zu werden, müssen nun ihre Strategien überdenken und sich auf Rentabilität konzentrieren. Dieser Wandel kann das Spielfeld für kleinere Händler ebnen, die effizienter und rentabler arbeiten. Sie können von einer weniger aggressiven Wettbewerbsumgebung profitieren.
• Chancen durch das Ausscheiden grosser Shops: Wenn grosse Shops aus dem Markt ausscheiden, entstehen sofort neue Chancen für andere Marktteilnehmer. Diese Lücken im Markt bieten Potenzial für kleinere Händler, ihre Präsenz zu erweitern und neue Kundenkreise zu erschliessen.

Der Mangel an Fachkräften, der sowohl den Bereich der Informatik als auch andere Bereiche des Onlinehandels betrifft, hat spürbare Auswirkungen für Händler:

• Steigende Personalkosten: Aufgrund des Fachkräftemangels ist mit einem Anstieg der Personalkosten zu rechnen. Da dies jedoch alle Marktteilnehmer betrifft, können Händler, die effizient arbeiten, einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Dies beinhaltet die Optimierung und Straffung von Prozessen, die Nutzung von Automatisierungstechnologien und den Aufbau guter, flexibler Partnerschaften.
• Vorausschauende Personalplanung: Angesichts des Fachkräftemangels ist es wichtig, vorausschauend zu planen. Dies kann bedeuten, frühzeitig Talente zu identifizieren und zu fördern, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten oder alternative Rekrutierungsstrategien zu entwickeln, um potenzielle Mitarbeitende anzuziehen und zu binden.
• Flexible Lösungen suchen: Für Bereiche wie Logistik kann die Nutzung flexibler Lösungen, wie beispielsweise die Beschäftigung von Studierenden oder Teilzeitkräften, eine wirksame Strategie sein. Durch solche flexiblen Ansätze können Händler Spitzenzeiten besser bewältigen und gleichzeitig die Kostenkontrolle behalten.

Die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung im E-Commerce bietet Händlern eine Reihe von Chancen:

• Eigene Erfahrungen mit KI sammeln: Händler sollten aktiv damit beginnen, KI-Technologien zu nutzen und deren Potenzial auszuloten. Im Gegensatz zu vielen früheren technologischen Entwicklungen sind viele KI-Tools heute relativ einfach in der Anwendung. Dies ermöglicht es Händlern, ohne umfangreiche technische Vorkenntnisse von den Vorteilen der KI zu profitieren.
• Klein starten und schrittweise erweitern: Es ist ratsam, mit kleineren, überschaubaren Projekten zu beginnen und die Nutzung von KI schrittweise auszubauen. So können Händler die Technologie besser verstehen und ihre Anwendung optimieren, ohne sich zu übernehmen.
• Informiert bleiben und Austausch suchen: Die Landschaft der KI-Technologien entwickelt sich rasant. Händler sollten daher stets informiert bleiben und sich mit anderen austauschen, um neue Trends und Möglichkeiten zu erkennen. Dies kann durch den Besuch von Fachkonferenzen, die Teilnahme an Webinaren oder den Austausch in Branchenforen geschehen.
• Das Potenzial von KI nicht unterschätzen: Auch wenn KI in manchen Bereichen des E-Commerce heute noch nicht relevant erscheint, kann sich dies schnell ändern. Händler sollten offen dafür sein, KI auch in solchen Bereichen zu erwägen, in denen sie derzeit noch keine Rolle spielt.