Künstliche Intelligenz im Handel – ein Game-Changer?

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KI und ChatGPT Künstliche Intelligenz im Handel – ein Game-Changer?

Publiziert am 20.06.2023 von Stephan Lamprecht, Journalist

Das Thema «Künstliche Intelligenz» beherrscht gerade Fach- und Publikumsmedien. Befeuert wird die aktuelle Euphorie von der Entwicklung des neuen Chatbots ChatGPT. Zeit also, für eine Bestandsaufnahme, was KI im Handel bewirkt.

Der Wirbel um ChatGPT überdeckt gerade die Tatsache, dass die Entwicklung der KI keine völlig neue Technologie ist. Menschen, die sich mit dem Thema bereits auseinandergesetzt haben, wissen zudem, dass es stets falsch ist, von «der KI» zu sprechen. Denn dabei handelt es sich eigentlich um eine Kombination verschiedener Techniken. Und einige davon haben längst auch ihren Weg in den Handel gefunden.

Automated Stores und Self-Service

Der REWE-Konzern eröffnet seit einiger Zeit Filialen, in denen die Menschen einkaufen können, ohne sich an einer Kasse anstellen zu müssen. Sie müssen nicht einmal die Produkte scannen. Möglich wird dies durch die Technologie eines israelischen Start-ups. Und der Ansatz funktioniert allein mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz.

In diesem Fall ist es die optische Mustererkennung. Maschinen können nicht sehen wie wir Menschen. Sie können auch nicht lesen wie wir. Also müssen Algorithmen die Daten von Kameras und Sensoren so auswerten, dass eine digitale Information entsteht.

Die Herausforderung in einem solchen Supermarkt besteht also darin, dass es dem System gelingt, eine Person auf ihrem Weg durch den Laden zuverlässig zu erkennen und zu verfolgen und die Ware korrekt zu erkennen, ohne einen Barcode auswerten zu können. Das ist ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit von künstlicher Intelligenz im Alltag.

Auch die Logistik setzt schon auf KI

Während der Coronapandemie hat der digitale Handel bekanntlich einen enormen Schub erhalten. Immer mehr Menschen kaufen online ein. Immer mehr Pakete werden auf den Weg gebracht. Bei den Zustelldiensten hilft KI dabei, in Echtzeit Touren zu optimieren. Sie greift auf aktuelle Daten zurück und berücksichtigt eventuelle Verkehrsstaus, die dann in einem System für die Prognose eingehen.

Überhaupt spielt der Bereich «Predictive Analytics», also computerbasierte Vorhersagen, im Handel eine grössere Rolle und wurde bereits eingesetzt, bevor ChatGPT die Berichterstattung beherrschte.

KI unterstützt hier den Handel bei der dynamischen Preisfindung auf Marktplätzen und liefert Vorhersagen zu künftigen Bestellmengen und Abverkäufen. Denn die Mustererkennung kann auch in einer Unmenge an Datenmengen viel schneller als wir Menschen Trends erkennen. So werden zukünftige Topseller einfacher erkannt.

Maschinelles Lernen und maschinelle Analysen helfen (Online-) Händlern bei der Auswertung von Warenkörben. Unabhängig davon, um wie viele Warenkörbe es geht. Als selbstständig lernende Systeme unterbreiten sie der Kundschaft weitere Angebote, belohnen sich selbst und werden in ihren Vorhersagen immer präziser und damit treffsicherer bei zusätzlichen Offerten.

ChatGPT: beeindruckend, aber nicht überbewerten

«Schreibe einen Blogbeitrag zum Thema …» Wenn am Ende dieser Eingabe dann ein längerer Text steht, der sinnvoll klingt und elegant geschrieben ist, zeigen wir Menschen uns verständlicherweise beeindruckt. Umso mehr, wenn ein solches System so einfach zugänglich ist wie ChatGPT.

Tatsächlich ist die hinter diesem Bot stehende Leistung beeindruckend. Bei der Nutzung dürfen wir allerdings nicht vergessen. ChatGPT «denkt» nicht und ist auch nicht «kreativ» wie wir Menschen. Im Kern handelt es sich beim Sprachmodell GPT–3 immer noch um etwas, das in der Fachwelt als «stochastic Parrot» bezeichnet wird. Und der Zusatz «Parrot» deutet es schon an.

Auf Basis von statistischen Wahrscheinlichkeiten plappert das System uns Menschen nach. Es greift auf unzählige Daten und Informationen zurück, fasst diese zusammen und fügt die Inhalte dann zusammen. Mit anderen Worten: Die Antworten, die ChatGPT liefert, basieren auf Gedanken, die schon einmal jemand hatte. Und die an einer Stelle auch bereits veröffentlicht worden sind.

Das soll die Leistung der Entwickler keineswegs schmälern. Systeme wie OpenAI können bereits heute den Arbeitsalltag bei Wissensarbeitenden erleichtern, etwa wenn sie seitenlange Texte zuverlässig zusammenfassen. Zweifellos werden die Erfahrungen, die jetzt mit ChatGPT gesammelt werden, bei der Entwicklung noch besserer Chatbots hilfreich sein: und somit die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden via Sprache oder Chat verbessern und natürlicher erscheinen lassen.

Von einer Weltrevolution sind wir aber trotzdem noch ein ganzes Stück weit entfernt.

Stephan Lamprecht, Journalist

Stephan Lamprecht begleitet seit zwei Jahrzehnten als Journalist und Berater das E-Commerce-Geschehen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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